Mit der kürzlich erfolgten Einführung neuer Domainendungen sollen Internet-Nutzern neben den bekannten Domainendungen zusätzlich neue Adresskürzel zur Verfügung stehen. Denn in .com oder .de ist praktisch jeder nur halbwegs brauchbare Domainname bereits vergeben. Diesen (vermeintlichen?) Engpass sollen die neuen Top Level Domains beseitigen.
Die von der Internetverwaltung ICANN initiierte Einführung war die größte Veränderung des Domain-Namen-Systems seit 15 Jahren: Denn mit den neuen Domainnamen-Programmen waren seit Mitte 2016 rund 1.400 neue Endungen dazukommen.
Die neuen Domainendungen bringen nicht nur eine Vielzahl an neuen Ideen und Möglichkeiten mit sich, sondern stellen die Website-Betreiber gleichzeitig vor neue Herausforderungen.
Vor kurzem beschränkte sich die Anzahl der Domainendungen noch auf rund 250 länderspezifische Top Level Domains (TLD) wie .de oder .at und auf etwa 20 generische TLDs, beispielsweise .org, .com, .info oder .net…
Erleichtern diese neuen Domainendungen wirklich die Shop-Findung?
Zu den neuen generischen Domainendungen zählen Kürzel wie .app, .blog, .shop, .web, .hotel, .gmbh oder .bar…
Mit diesen neuen Endungen kann angeblich (Sie sehen hier schon meine Skepsis) der Inhalt einer Website thematisch besser zum Ausdruck gebracht werden, denn sie würden anscheinend für sich sprechen.
Aber auch zahlreiche City-Domains wie z.B. .berlin, .bayern oder .hamburg sowie markenspezifische Endungen wie .apple oder auch .nike sollten die bisherige Palette der Domainendungen ergänzen.
Also statt der üblichen .de, .at, oder .com top-level- domains jetzt (nur?) auf die neuen Domains setzen?
Doch was brächte das?
War eigentlich geplant, Branchen oder auch bestimmte Regionen als Domainendung fest in die URL integrieren zu können, sollten die damit registrierten Webadressen quasi auf den Google-Punkt gebracht werden.
Haben jetzt Internetadressen wie www.shisha.shop, www.hotel.berlin oder auch www.lieferservice.bayern eine bessere Chance, im Internet gefunden zu werden?
Neue Domainendungen – Sinn oder Unsinn?
So viele neue Top Level Domains in den letzten zwei Jahren machen das Web nunmehr doch sehr unübersichtlich: Nach meiner Meinung muss man jetzt viel mehr potentielle Endungen kaufen, wenn man nun „seinen“ Domainnamen registrieren will… und das vielleicht nur, damit die Konkurrenz oder ein Domainhändler sich nicht einfach „den“ Namen sichert.
Und dabei darf mir auch nichts durch die Lappen gehen! Dieses Beispiel aus dem Internet hat mich elektrisiert:
„Als Automobilhändler hat man nun die Wahl aus den üblichen Verdächtigen – den klassischen Domainendungen .de, .com und .net – sowie aus .auto, .autos, eventuell auch aus .motocycles, .moto und .mobile“
So, und wenn ich alle meine Aktivitäten dann auf nur einer dieser Vielzahl von Domainendungen reduziere, fahre ich dann gegen die Internet-Wand? Oder muss ich wirklich mir alle neuen Endungen sichern?
Und wenn „JA“, welche mache ich dann zu meiner Hauptdomain, welche der unzähligen anderen „Endungsseiten“ erstelle ich dann nur als Zulieferer?
Herausforderungen der neuen Domainendungen
So kommen seitens der Website-Betreiber als auch seitens der Internetnutzer kommen Verunsicherungen auf, denn nie zuvor gab es in der Geschichte des Internets eine so umfassende Erweiterung des DNS.
Und noch ein Gedanke: Bis die neuen Domainendungen von allen Internetnutzern akzeptiert und auch als Typ-In eingegeben werden, wird sicherlich noch einige Zeit vergehen.
Markeninhaber müssen bei der Vielzahl der neuen Endungen einen Missbrauch des vorhandenen Namens durch „Trittbrettfahrer“ befürchten. Sie als Webseitenbetreiber müssen im Zuge dieser Veränderungen im Internet Ihre Konkurrenz oder positiver ausgedrückt, Ihre Mitbewerber im Auge behalten. Denn natürlich kann es sein, dass ein anderes Unternehmen dieselbe oder eine ganz ähnliche Adresse registrieren lassen möchte. Und wer von Ihnen hat dann die Hoheit auf die Domains?
Für solche Fälle steht den Markeninhabern das von der ICANN eingerichtete Trademark Clearinghouse (TMCH) zur Verfügung, damit Sie Ihre eigene Marke oder Ihren eigenen Namen schützen lassen können.
Ein Eintrag in das TMCH sorgt dafür, dass der Markeninhaber über alle Domainregistrierungen informiert wird, die mit der eigenen Marke identisch sind. Diese vielen neuen Webadressen sollen aus Marketing Gesichtspunkten Vielfalt, Innovation und Kreativität ins Online Marketing bringen.
Bei der Wahl der Endung sollten Sie dennoch aufpassen:
Erinnern Sie sich? Als booking.com seine letzte TV-Kampagne startete, wurde neben der eigentlichen Destination booking.com ganz zentral der neue Slogan booking.yeah kommuniziert.
Dieser wurde sehr präsent gezeigt und ich habe ihn definitiv in Erinnerung behalten. Dieser Slogan wirkte für mich aufgrund seiner gleichen Syntax wie eine neue Webadresse und damit wie eine Call-to-action bzw. eine neue Landingpage…
Haben Sie wie ich auch unter www.booking.yeah den Veranstalter gesucht? Dumm nur, dass es die Endung .yeah gar nicht gibt und unter www.booking.yeah nichts zu finden ist.
So kann kreatives Marketing mit einer vermeintlich neuen .yeah Domain der Schuss in den berühmten Ofen werden, wenn es nicht zu Ende gedacht ist…
Mein Ratschlag: Sie sind Betreiber einer (oder mehrerer) existierender Webseiten? Dann sollten Sie bereits jetzt ihre Marke oder den eigenen Namen aktiv schützen. Und wenn Sie eine der neuen, zu Ihnen passenden Domain- Endungen gesichert haben, diese passen auch optimal zur Einrichtung von Microsites bzw. Landingpages für Marketing- und Promotion-Aktionen. Also über den berühmten Tellerrand hinaus denken…
Empfiehlt Ihnen
Ihr
PS: Sicherlich benötigt auch diese Änderung der Domainendungen für die Internet-User eine Eingewöhnungsphase. Doch nach einer gewissen Zeit wird sich das neue System mit seinen Vorzügen etablieren und die neuen Adressen werden schon bald zum Standard gehören.